Was bewegte Sie bei der Entwicklungsarbeit der ID. Familie am meisten?
Wir haben in sehr kurzer Zeit einen komplett neuen Fahrzeugbaukasten geschaffen, um den weltweiten Anforderungen an die zukünftige Elektrofamilie von Volkswagen und den Konzernmarken gerecht werden zu können. Dabei müssen wir so vorausschauend arbeiten, dass unser heutiges Entwicklungsergebnis auch noch in den Jahren 2022 und danach in einem sich enorm schnell verändernden, hart umkämpften Markt wettbewerbsüberlegen bleibt! Eine reine technische Meisterleistung reicht dafür nicht aus – das geht nur mit einer exzellenten Mannschaftsleistung. Das gesamte Team von Volkswagen hat in diesem Projekt extrem viele Hürden gemeistert – so etwas können nur wir!
An welchem Punkt merkten Sie, dass Elektromobilität für jedermann vor dem Durchbruch steht?
Als wir mit den frühen Prototypen im Innenstadtverkehr von Kapstadt und seinen endlosen Staus den ID.3 „gestresst“ haben. Er fühlte sich da bereits echt gut an. Trotz hoher Außentemperaturen war das Batteriesystem immer im grünen Bereich, der Antrieb funktionierte einwandfrei, Lenkung und Bremsen arbeiteten sehr solide. Und trotz der extremen Außentemperaturen hatten wir sogar mit halber Akkuladung noch über 200 Kilometer Reichweite.
Nie vergessen werde ich, wie Dr. Welsch nach der Testfahrt noch mal einstieg und sagte: „Ich dreh noch ’ne Runde!“ Es vergingen 45 Minuten und er kam immer noch nicht zurück! Ans Handy ging er auch nicht. Wir wollten schon einen Mannschaftswagen losschicken, als er nach einer Stunde endlich auftauchte, mit einem Grinsen aus dem Auto stieg und sagte: „Sorry, ich habe gar nicht bemerkt, dass ich so lange unterwegs war. Hat halt so viel Spaß gemacht!“
Im Detail: Welche Technologie finden Sie beim neuen ID.3 am faszinierendsten?
Das digitale Cockpit ist ein echter Hingucker. Es schafft ein ganz neues Interaktionslevel für Fahrer und Fahrzeug. Via Touch-Flächen und natürlicher Sprachsteuerung ist die Bedienung weitgehend selbsterklärend und intuitiv. Zum Beispiel das ID. Light, das eine direkte Kommunikation zwischen den Assistenzfunktionen und dem Fahrer herstellt, oder das Head-up-Display, das direkt in die Windschutzscheibe Informationen wie Geschwindigkeit, Informationen zu Fahrerassistenzsystem und Navigations- bzw. Abbiegehinweise auf die Fahrbahn projiziert. Damit setzt der ID.3 neue Maßstäbe.
Über den gesamten Projektverlauf betrachtet: Was war die größte Herausforderung, vor der Sie standen?
Damit wir dem Anspruch „Electric for All“ auch wirklich Rechnung tragen können, muss natürlich der Preis für unsere Kunden erreichbar bleiben. Dazu mussten wir auch mit den Marken Audi, Škoda und Seat eine nie da gewesene enge Zusammenarbeit pflegen. So haben wir große Synergien zwischen den Marken gehoben, obwohl die Fahrzeugcharaktere doch so verschieden sind. Ohne die Bündelung von Volumen wären uns Innovationen wie das AR-Head-up-Display, unser digitales Cockpit oder unser Innenraumkonzept niemals gelungen. Danke dafür an alle Kollegen der Marken!
Was nehmen Sie persönlich aus dem Projekt mit?
Im gesamten Team hat sich ein „ID. Spirit“ gebildet, ohne den eine solche Mannschaftsleistung kaum möglich gewesen wäre. In einem solchen Team mitarbeiten zu dürfen, ist wirklich ein Privileg.
Sie sprachen eben von „E-Charakteren“, welcher ist Ihr aktueller Favorit aus der ID. Familie?
Für mich ist es der ID. SPACE VIZZION, das siebte Mitglied der ID. Familie. Der zeigt wie der ID. CROZZ, dass wir auch elektrischen Allradantrieb können – mit einer zusätzlichen E-Maschine an der Vorderachse. So bekommen wir eine Systemleistung von 250 Kilowatt und schaffen auch dank des tollen cW-Wertes Reichweiten von bis zu 590 Kilometern. Außerdem gefällt mir der neue weiße Metallic-Ton „Saintly Blue Perleffect“ – je nach Licht schimmert der blauviolett.