Der Leiter HR Strategie und Innovation über Auschwitz als Erinnerungsort für Volkswagen.
Thymian Bussemer ist Strategiechef von Personalvorstand Gunnar Kilian und Leiter der Volkswagen Konzern Flüchtlingshilfe. 2008 war er Mitbegründer des Auschwitz-Besuchsprogramms für Volkswagen Manager.
„Die Erinnerung an den Holocaust wachhalten“ – das ist über Jahrzehnte ein Teil der Unternehmenskultur von Volkswagen geworden. Wie hat sich, Herr Bussemer, diese besondere Erinnerungskultur entwickelt? Eine besondere historische Sensibilität hat es bei Volkswagen immer gegeben. Das war und ist der Gründungsgeschichte des Unternehmens geschuldet. Die für ganz Deutschland vorbildhafte Regelung der Zwangsarbeiterentschädigung und die Gedenkstättenarbeit in Auschwitz haben dann aber diese Schuld sozusagen produktiv gewendet und eine ganz besondere Form der Erinnerungs-, aber auch der Demokratiekultur bei Volkswagen begründet. Die Geschichte der Internationalen Jugendbegegnungsstätte (IJBS) in Auschwitz (pol.: Oświęcim) ist ja eine ganz wunderbare: Die elf Länder der alten Bundesrepublik hatten sich Mitte der 1980er-Jahre auf die Gründung der IJBS geeinigt. Ein Land sprang kurzfristig ab und die Volkswagen AG übernahm dessen Rolle. Heute könnte man sagen: ein Glücksfall. Denn seitdem treffen sich dort regelmäßig Auszubildende aus allen Standorten und helfen, die KZ-Gedenkstätten Auschwitz und Auschwitz-Birkenau als Erinnerungsorte zu erhalten. Da erleben sie die Geschichte des Holocaust hautnah, tauschen sich aus und kehren meist mit der Überzeugung heim: ‚So etwas wie in Auschwitz darf nie wieder passieren‘. Insofern ist das IJBS-Gründungsdatum am 8. Dezember 1986 auch einen Meilenstein in der Volkswagen Geschichte. Vor einigen Jahren wurde das Austauschprogramm auch um den Meisternachwuchs und die Manager erweitert – warum? Warum nicht? Für Demokratie, Pluralismus und Anti-Rassismus müssen sich in unserer Gesellschaft ja nicht nur die Jüngeren einsetzen.