Es ist ein kalter Herbstmorgen in Wolfsburg. Was tags zuvor noch golden schien, zeigt sich nun in etwa 50 Nuancen von Grau. Vor der Volkswagen Arena warten ein paar Fans darauf, beim Training ein paar Einblicke zu erhaschen oder gar ihren Fußballidolen zu begegnen. Auch zwei gestandene „Brüder“ haben sich selbstbewusst vor der Nordkurve aufgebaut. Eher für sonnige Zeiten geschaffen und vorzugsweise offenherzig unterwegs, fallen sie besonders auf im nassgrauen Herbstwetter: Die Trikots in sattem Viperngrün, beide in glänzendem Bestzustand, scheinen sie zu sagen „Wir wären dann so weit“.
Treffen der vier Wölfe: Kicker, Käfer und 90 Minuten
Zweimal zwei Wolfsburger: Fußball-Talente, Käfer-Klassiker und 90 gemeinsame Minuten. Die VfL Wolfsburg-Spieler Lukas und Felix Nmecha treffen für eine Spiellänge auf zwei besondere Käfer 1303 Cabriolets.
Sie warten auf zwei junge Wölfe. Denn Volkswagen Classic lädt zu einer besonderen Verabredung: 90 Minuten der anderen Art mit den Brüdern Felix und Lukas Nmecha. Für die deutsch-englischen Spieler, die seit Juli 2021 fest zum Herren-Team des VfL Wolfsburg gehören, wird es eine Premiere. Erstkontakt mit Käfer wäre der passende Titel. Auch für die beiden Käfer 1303 Cabriolets, die mit ihren insgesamt 85 Jahren schon so einiges erlebt haben, ist es heute Neuland.
Während sich die beiden Neuzugänge des Wolfsburger Vereins nach dem Training noch frisch machen, wecken die beiden Käfer bereits die Aufmerksamkeit einiger Spieler. Mit zwei derartigen Sympathieträgern im Schlepptau kommt man immer ins Gespräch. Erst recht, wenn einer mit speziellen inneren Werten überrascht. „Was, echt, der fährt elektrisch?“ wäre ungefähr die Kurzversion der Reaktionen, dicht gefolgt von: „Kann man die so kaufen?“ Denn während beide 1303 Cabriolets in Topzustand glänzen und offensichtlich einer Käfer-Familie entstammen, geben sie sich in puncto Kraft und Antrieb doch sehr verschieden.
Dem Älteren ist nach diversen Eingriffen sein Baujahr 1978 nur noch von außen anzusehen. Beim Öffnen der Heckklappe, Entschuldigung Motorhaube, wird’s aber deutlich: Dort liegt … ein Kabel? Korrekt. Lithium-Ionen-Batterie statt Boxer. Ein e-Käfer – mit dem Herzen eines Volkswagen e-up!. Mit satten 60 kW (82 PS), LED-Leuchten und auch sonst „höchst modernem“ Zubehör. Ein ungewöhnlicher Käfer, und so steigen Ridle Baku und Luca Waldschmidt schnell mal ein.
Maximilian Arnold bleibt besonders am ein Jahr jüngeren Käfer hängen: Ebenfalls komplett restauriert, mit klassischen Boxer-Motor im Heck und 37 kW (50 PS), gibt sich der US-Export-Käfer rundum seinem 1979er-Baujahr entsprechend und ist einer der Schätze aus dem Volkswagen Classic Fahrzeugpool.
Profis auf dem Platz
Als Felix und Lukas in der Arena eintreffen, wissen sie bereits von ihren Mannschaftskollegen, dass da zwei besondere Kandidaten für ungewöhnliche 90 Minuten auf sie warten. Die beiden Käfer sind schon ordentlich aufgestellt. Fertig für das Freundschaftsspiel. Für sie ist es eine Premiere in der Volkswagen Arena, für die Nmecha-Brüder ist es der Arbeitsplatz.
Offensivspieler Lukas, englischer U19- sowie deutscher U21-Europameister, League-Cup-Sieger und Englischer Meister, ist nach Jahren bei Manchester City und Stationen beim VfL Wolfsburg oder RSC Anderlecht nun zurück bei den Wölfen. Als Stürmer mit der Rückennummer 10 steht er seit diesem Sommer gemeinsam mit Felix auf dem Platz. Der Mittelfeldspieler, ebenfalls in der englischen und deutschen Juniorenmeisterschaft erfolgreich und viele Jahre bei Manchester City, läuft in Wolfsburg mit der 22 auf.
„Wir haben schon gehört – der eine ist richtig krass. Mit Elektro, echt Power und wie neu“, sagt Lukas und geht direkt auf den e-Käfer zu. Exakt. Klassische Hülle, ganz neuer Kern: komplett restauriert und dann mit Originalteilen von Volkswagen Group Components umgebaut. Ein offiziell elektrifizierter Käfer also. Starkes Ding. Und schwups sitzen beide auch schon drin. Die Optik verblüfft – außen fast klassisch, doch schon im Interieur alles neu.
„e-Käfer“ ist in das lederne Armaturenbrett geprägt, nur zur Erinnerung, was man da fährt. Automatik, Musikanlage mit Bluetooth natürlich, die viperngrüne Farbe setzt sich in den Ziernähten fort. Schöne Details. Alles vom Feinsten. Die Brüder zeigen sich spontan begeistert.
Junge Wölfe im klassischen Cockpit
Aber besser erst mal den Käfer in der klassischen Version checken. Gute Idee. Schon beim Einstellen der Sitze und beim Anschnallen haben die Brüder sichtlich Spaß. Quietschende Scheiben – hier kurbelt man noch selbst. Nein, so ein altes Auto kennen sie bisher nicht. Lukas ist 22, Felix gerade 21 geworden. Die Baujahre 1998 und 2000 treffen auf 1979. Dazwischen liegen Welten. Aber der Erstkontakt hier in der Wolfsburger Arena läuft mit viel Spielfreude und wird schön verwandelt.
Lukas schaltet das Radio ein, dreht das Knöpfchen hin und her. Sendersuche mit Geduld und Fingerspitzengefühl, und wenn die Antenne mitspielt. So war das eben in den Siebzigern. Schrabbeliger Empfang, Lukas findet aber einen Song, yeah. Beide grooven sofort im Takt mit, das ist zeitlos. Noch ein paar Tipps zu den Spielregeln, also Fahren nach klassischer Art – so ohne Servolenkung, ABS, ESP oder sonstige Assistenzsysteme. Dicke Jacken an und die Jungs sind startklar.
Anpfiff. Der Käfer zeigt, was ein echter Boxer-Sound ist. Ab geht’s durchs Marathontor. Lukas’ Terrain ist der Angriff und so zeigt er auch keine Schüchternheit am Pedal. 50 Käfer-PS können sehr agil sein, und so cruisen sie mit dem 1303 Cabrio ein paar Runden rund um die Volkswagen Arena. Die Gesichter der Wölfe im Cockpit lassen keinen Zweifel aufkommen: Hier haben zwei echten Spaß. „War geil, hat einen echt guten Sound. Nicht so schnell, aber läuft gut für ein altes Auto!“, fällt dann auch Lukas’ erstes Fazit aus.
Käfer der anderen Art
Dann wird ausgewechselt: „I am scared to drive with this guy“, sagt Lukas lachend mit einem Kopfnicken in Richtung Bruder, denn im e-Käfer übernimmt Felix das Steuer. Und schon surren beide ab. 60 kW (82 PS) aus einem Elektromotor – ein echter Kraftkäfer. Die Spieler drehen ein paar richtig dynamische Runden. Wo die beiden sonst beim Training alles geben, werden auch rund ums Stadion die Grenzen ausgetestet. Ein schneller Sprint, richtig scharfe Kurven? Mit dem e-Käfer kein Problem. Whoop whoop, das Lachen der Nmechas ist aus dem offenen Cabrio zu hören, als sie vorbeisausen. „Hat richtig Spaß gemacht. Der ist schon ziemlich schnell!“, resümiert Felix, als beide aussteigen. „Die Bremsen sind nur ungewohnt, da muss man richtig treten. A little bit like a go-kart.“
Käferspaß im Doppelpack
Dann kann sich jeder einen Käfer aussuchen, also für den Moment zumindest. Lukas nimmt den Klassiker. „Der Neue ist vielleicht schneller, aber darum geht’s bei dem Auto ja nicht. Es ist cool und ich mag den Sound einfach extrem.“ Felix muss auch nicht lange überlegen und nimmt die E-Variante „Der ist für mich schöner zu fahren. Und hat mehr Power, das ist mehr so meins.“ Und dann düsen die beiden Brüder in den leuchtend grünen Cabriolets von dannen. Das herbstlich frische Wetter ist ganz vergessen. Man sieht nur Fahrfreude. Der Charme eines Käfer Cabrios wirkt immer. Und kann sogar ein zartes Sommerfeeling im Oktober zaubern.
Vor der Geschäftsstelle des VfL Wolfsburg endet die Tour nach 90 Minuten. Schnell noch den e-Käfer an die Ladesäule angeschlossen. Ähm, Moment mal, wo ist denn hier der Ladeanschluss? Dezent unter dem rechten Rücklicht versteckt. Felix ist sich sicher: „Wenn du mit dem hier an einer Ladesäule hältst und das Kabel in den Käfer steckst, fällst du so richtig auf“, und stöpselt den e-Käfer an.
„Auch mit dem hier fällst du voll auf, allein die Farbe und dann der gute Sound und so. Der hier sieht für mich auch ein bisschen besser aus“, räumt Felix ein, an den originalen 1303er gelehnt. „What? Die sehen doch beide gleich aus? Nur andere Leuchten, der hier sieht etwas müde aus, der e-Käfer guckt wacher“, entgegnet Felix. „Der alte Käfer klingt gut, ja. Aber ich bin etwas zu groß für den“ und schiebt lachend hinterher: „Ist eher was für Kleinere – so wie Lukas.“
Welche Reichweite denn der e-Käfer habe, wollen die beiden Spieler noch wissen. Rund 250 km. „Also kommt man damit bis nach Hamburg? Cool!“ Die Augen der beiden Brüder leuchten, sie grinsen sich an. „Wenn man den leasen könnte, würden wir das direkt machen!“ In Hamburg geboren, haben sie die ersten Jahre ihrer Kindheit in der Hansestadt gelebt, bis die deutsch-nigerianische Familie 2007 nach Manchester zog. Beide starteten ihre Fußballkarriere bei Manchester City. Hamburger, zu Hause in Manchester, und jetzt sind sie Wolfsburger. Und haben hautnah einen Exkurs in die Volkswagen Historie erlebt: Mit dem Käfer auf Tuchfühlung im Herzen Wolfsburgs – 90 besondere Minuten, für alle vier Wölfe.