„E-Mobilität boomt in den USA – und die Leute finden es einfach klasse, bei uns die Zukunft mitzugestalten“, sagt Burkhard Ulrich, Personalleiter Volkswagen Chattanooga. Hier werden die ersten in den USA gefertigten VW Elektroautos montiert. Das Unternehmen sorgt damit auch für einen Job-Boom im Süden Tennessees: Um das vollelektrische Welt-SUV bald rund um die Uhr in drei Schichten montieren zu können, sollen bis Ende dieses Jahres rund 1200 neue Mitarbeiter eingestellt werden.
Produktion des ID.4 in Chattanooga - US-Werk macht sich fit für die E-Mobilität
E-Autos werden auch in den USA immer beliebter. Im Werk von Volkswagen Chattanooga lief im Sommer die Serienproduktion des vollelektrischen ID.4 an. Die Ausbildung macht den Nachwuchs fit die automobile Zukunft.
„Die Leute finden es klasse, bei uns die Zukunft mitzugestalten."
Burkhard Ulrich, Personalleiter Volkswagen Chattanooga
Derzeit läuft eine massive Recruiting-Kampagne. Nicht nur digital, sondern auch an Tankstellen und auf Billboards wirbt die Volkswagen Chattanooga um Personal. „Wer hier in der Region sein Auto tankt, sieht: Das Unternehmen stellt ein“, sagt Ulrich. Mit Erfolg: Innerhalb weniger Monate wurden fast tausend neue Mitarbeitende gefunden; Bewerber gab es rund zehnmal mehr.
Fachkräfte für den E-Auto-Bau stellt Volkswagen Chattanooga nicht nur ein – sondern bildet sie auch aus. Die Nachwuchsförderung beginnt früh: Schon in Chattanoogas Schulen können sich Schülerinnen und Schüler in vom Unternehmen gesponsorten E-Labs mit Robotern, Mikrocomputern und 3-D-Druckern, mit digitalen Designtools und Themen wie erneuerbaren Energien beschäftigen. In kompakten Workshops und einwöchigen Summer Camps lernen Jugendliche die robotergestützte High-Tech-Automobilfertigung kennen.
Ausbildung nach deutschem Modell
Ein wesentliches Element der „Talent-Pipeline“ ist die Highschool Mechatronics Academy auf dem Werksgelände. Hier unterrichten acht staatliche Lehrer Schulklassen aus den Jahrgangsstufen 11 und 12. Darüber hinaus vermitteln zehn Trainings-Spezialisten von VW den Schülern technisches Wissen und praktische Fähigkeiten – das Rüstzeug für eine anschließende zweijährige Ausbildung bei Volkswagen Chattanooga. Auf die können sich die Schüler mit dem Schulabschluss in der Tasche bewerben. „Das ist einzigartig, das gibt es hier so sonst nicht“, sagt Ilker Subasi, Ausbildungsleiter der Volkswagen Academy.
„Mit unserer Berufsausbildung schaffen wir eine langfristige Mitarbeiterbindung."
Mit der Eröffnung des Werks 2011 wurde auch die Duale Ausbildung eingeführt. Die nach deutschem Vorbild in schulische und praktische Phasen aufgeteilte Lehre war ein Novum – und ist bis heute ein für die Vereinigten Staaten ungewöhnliches Konzept. In den USA sei auch ein „Lehrgeld“, das der Nachwuchs an den Betrieb zahlt, noch immer üblich, berichtet Subasi. Nicht so im Autowerk: Hier bekommen die Azubis ein Gehalt. „Bei uns braucht niemand einen Zweitjob, um sich die Berufsausbildung zu finanzieren. Das finden Amerikaner echt cool. Und zugleich schafft das eine langfristige Bindung.“
Neue Technologien, neues Wissen
Bislang wurden die US-Modelle VW Atlas, VW Atlas Cross undVW Passat in Chattanooga montiert. Anfang 2022 lief die Montage des Passat aus, im Juli die des vollelektrischen ID.4 an. Auch in der Stammbelegschaft gab es großes Interesse, in die Batteriefertigung oder zur Montage des ID.4 zu wechseln. An Praxis-Übungsstationen, etwa Anlagen aus dem Karosseriebau, konnten die Mitarbeitenden die neuen Arbeitsschritte und Handgriffe trainieren. Als „Trainingsobjekte“ wurden aus Deutschland zwei ID.4 und Hochvoltbatterien in die USA gebracht.
Mehr als 75.000 Trainingsstunden hat die Belegschaft inzwischen absolviert. „Wir haben auch unsere Berufsausbildung und die Inhalte entsprechend angepasst. Das umfasst etwa Hochvolttechnologie und Automatisierungstechnik“, sagt Ausbildungsleiter Subasi.
Stabilität trotz Wandel
In den USA ist die Fluktuation traditionell hoch, bis zu einem Viertel der Industrie-Arbeiterinnen und -Arbeiter verlässt pro Jahr den Job. Im Werk in Tennessee ist die Quote deutlich niedriger – rund ein Drittel der Belegschaft ist sogar von Anfang an dabei. Inzwischen ist Volkswagen Chattanooga der größte industrielle Arbeitgeber der Region. Das Gesamtpaket stimme einfach, sagt Burkhard Ulrich: „Eine gesunde Unternehmenskultur, eine gute Bezahlung und eine – in den USA nicht selbstverständliche – Krankenversicherung. Aber wir bieten auch eine Entwicklungsperspektive, wir wachsen und werden das weiter tun.“