Unter der Regie des damaligen Volkswagen Designchefs (Konzern) Hartmut Warkuß kristallisierte sich jenes klare und präzise Design heraus, das einerseits der Historie der Marke mehr als je zuvor gerecht wurde, andererseits die Weichen für den Aufbruch in die Volkswagen Zukunft stellte. Die Volkswagen Design-DNA hat in dieser Zeit ihren Ursprung. Heute gilt der Golf IV unter Design-Experten als Stilikone und wegweisend für die Baureihe – sicher auch deshalb, weil er mit all seiner Klarheit und dem für die Baureihe prägenden C-Säulen-Design die Brücke zum Golf I des Jahres 1974 schlug.
Doch nicht nur optisch, auch technisch war der Golf IV wegweisend. Volkswagen realisierte mit diesem Auto einen völlig neuen Qualitätsstandard im Segment und durchbrach so als erster Hersteller die Klassengrenzen. Parallel schritt mit dem Debüt des ESP (1998) und des Bremsassistent die Demokratisierung der Sicherheit weiter voran. Ebenfalls 1998 stellte Volkswagen den ersten allradgetriebenen Golf mit einer Haldex-Kupplung vor – den Golf 4MOTION. Ein Jahr später wurde das ESP zuerst in Deutschland Serienstandard. Im selben Jahr debütierte der erste Golf mit 6-Gang-Getriebe. 2001 folgte der heute bereits als Klassiker gesuchte Golf GTI 132 kW (zum 25. Geburtstag des GTI), 2002 der erste Golf mit Benzindirekteinspritzung (FSI) und das Debüt der serienmäßigen Kopfairbags (Windowairbags). Ebenfalls 2002 stellte Volkswagen zudem den bis dato sportlichsten Golf aller Zeiten vor: den 250 km/h schnellen R32. 2003 war es dieses Topmodell der Baureihe, das erstmals mit dem revolutionär schnell und sparsam arbeitenden Doppelkupplungsgetriebe (DSG) – der Automatik der Neuzeit – erhältlich war. Im selben Jahr räumte der Golf IV – der erste vollverzinkte und mit Navigationssystem sowie Xenon-scheinwerfern erhältliche Golf – den Platz auf den Produktionsbändern für den Golf V. Insgesamt wurden inklusive aller Derivate 4,99 Millionen Exemplare der vierten Generation produziert – 0,83 Millionen Golf pro Jahr.
Das Design des Golf IV
Nur um kurz die Zeit des Jahres 1997 einzufangen: Mit dem Slogan „Let me entertain you" entwickelt sich Robbie Williams vom Teenie-Idol zum Weltstar; Prinzessin Diana stirbt in Paris, Michael Schumacher wird zum fünften Mal Weltmeister und Volkswagen präsentiert die vierte Generation des Golf – vom Design her die puristischste, klarste. Dieser Golf entsteht unter der Regie von Hartmut Warkuß (bis 2003 Designchef der Volkswagen); ihr Design gilt heute bereits als eines, das Geschichte geschrieben hat. Warkuß: „Der Golf ist ein Denkmal. Ein Auto, das nach dem weltweit so erfolgreichen Käfer nahtlos in dessen Fußstapfen trat. Da war es sinnvoll, nicht revolutionär sondern evolutionär die Strategie des Unternehmens zu un-terstreichen. Es ist wichtig, auf einem sehr hohen Niveau Kontinuität zu zeigen." Und das tat Warkuß mit dem vierten Golf!
Doch kopiert wird vom Golf III nichts. Im Gegenteil: Kein einziges Karosserieelement übernimmt die von Grund auf neu konzipierte Golf-Generation von ihrem Vorgänger. Die Frontscheibe neigt sich flacher, die Heckscheibe steht steiler, das Dach reicht noch weiter nach hinten. Selbst Giorgio Giugiaro, Schöpfer des ersten Golf-Designs von 1974, zollt dem neuen Automobil seinen Respekt: „Die Erbsubstanz des Golf ist auch in seiner vierten Generation noch offensichtlich". Giugiaros Kompliment bezieht sich unter anderem auf den Purismus der Linienführung, die bewusste Reduzierung auf die wesentlichen Formen, die den Golf der vierten Generation besonders aus-zeichnet. Auffallend ist der logische und doch elegante Verlauf der Karosseriefugen wie etwa jenes Parallelschwungs, der die Seitenansicht im Bereich der hinteren Dachsäule prägt – das „gepfeilte" C. Nicht weniger prägnant: die klare Grafik des Front- und Heckdesigns und die signifikant modellierten Radläufe. Novum am Rande: Erstmals trägt der Golf das hintere Kennzeichen nicht mehr zwischen den Rückleuchten, sondern tief im Stoßfänger integriert.
Der Golf IV hat nun zudem keine Keilform und keine Schulter mehr. Vielmehr prägt jetzt in der Tat eine komplett glatte Wand die Silhouette; die kraftvollen Radläufe perfektionierten diese Klarheit. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal sind in jenen Tagen wie skizziert die parallelen Linien der C-Säule als Grafik, wie sie nun auch wieder den Golf VII prägen. Mit dem Golf IV begann diese Entwicklung – er gilt heute mit seiner Reduktion auf das Wesentliche als Meisterwerk.