Mecklenburg. Ländliche Idylle. Zwischen Dörfern und Feldern steht ein Großprojekt der Energiewende vor dem Start: der Solarpark Tramm-Göthen zwischen Ludwigslust und Schwerin. Mit einer Fläche von fast 350 Fußballfeldern wird die Anlage eine der größten in Deutschland sein. Die letzten Arbeiten laufen. „Mit etwas Glück können wir unseren Weihnachtsbaum schon mit eigener Energie beleuchten“, sagt Projektleiter Thomas Heinz vom international tätigen Solarspezialisten Belectric mit einem Augenzwinkern.
Riesensolarpark in Mecklenburg:
Hier liefert die Sonne bald sauberen Strom für E-Autos
In Mecklenburg-Vorpommern steht mit dem Solarpark Tramm-Göthen ein Großprojekt der Energiewende vor dem Start. Volkswagen unterstützt das Vorhaben, damit mehr sauberer Strom für Elektroautos bereitsteht.
Ab Anfang 2022 soll die Sonne hier so viel Strom liefern, wie 50.000 Haushalte im Jahr verbrauchen. Installierte Gesamtleistung: 172 Megawatt. Volkswagen unterstützt das Projekt als verlässlicher Großabnehmer, damit mehr sauberer Strom unter anderem für Elektroautos bereitsteht.
Realisiert wird der Riesensolarpark von dem auf erneuerbare Energien spezialisierten Asset Manager Luxcara. Über Energieversorger RWE geht der Strom an Volkswagen.
„Corona hat die Materiallieferungen immer wieder ins Stocken gebracht. Unser Motto war: Wir schaffen es trotzdem."
Thomas Heinz, Projektleiter
Projektleiter Heinz baut schon seit mehr als zehn Jahren Solarparks. Er bringt also viel Erfahrung mit – und die konnte er gut gebrauchen, denn nicht nur die Größe, sondern auch die Pandemie machte Tramm-Göthen zu einer anspruchsvollen Aufgabe. „Corona hat die Materiallieferungen immer wieder ins Stocken gebracht. Einmal mussten wir eine Ladung Solarmodule per Zug aus der Mongolei herbeischaffen, weil die Häfen geschlossen waren. Diese Unsicherheit hat uns ständig begleitet“, sagt Heinz. „Unser Motto war: Wir schaffen es trotzdem.“
50.000
Haushalte
172
Megawatt
420.000
Solarmodule
Das hat geklappt. Nach nur rund einem Jahr befinden sich fast 100.000 Pfosten im Boden, 420.000 Solarmodule sind installiert. „Die Kabel, die wir verlegt haben, würden die Erde mehrmals umspannen“, sagt Heinz. Die Leitungen verbinden die Abschnitte des Solarparks untereinander und mit dem Umspannwerk, von wo der Strom ins öffentliche Netz fließt.
Drei Kilometer sind es von Heinz’ Büro bis zum Ende der Großbaustelle, auf der zeitweilig mehr als 200 Menschen arbeiteten. „Bei diesen Entfernungen kann ich schlecht zu Fuß gehen. Wenn ich etwas anschauen will, nehme ich das Auto“, gesteht der Projektleiter. Der Solarpark ist so groß, dass er streng genommen aus 14 kleineren Parks besteht. „Diese Abschnitte sind jeweils umzäunt, damit keine Unfälle passieren. Dazwischen haben wir Wege für Spaziergänger angelegt. Es wird fast ein Naherholungsgebiet“, berichtet Heinz.
Überhaupt ist es den Projektpartnern wichtig, dass die Einheimischen gut mit dem Solarpark zurechtkommen – nicht nur die Menschen, sondern auch Tiere und Pflanzen. Das Ziel: Der Solarpark soll die Artenvielfalt nicht verringern, sondern im Vergleich zur landwirtschaftlichen Nutzung sogar verbessern.
Zum Gelände werden deshalb nicht nur Wildblumenwiesen und Wasserflächen für Frösche, sondern auch dichte Hecken und Bepflanzungen gehören, die günstige Lebensbedingungen für Insekten und Vögel bieten. Auf geschützten Flächen unter den Solaranlagen finden gefährdete Arten wie der Feldhase Zuflucht. „Unter dem Strich ist das für die Natur sehr viel besser als ein Maisfeld“, sagt Heinz.
Gut für die Umwelt
Solarparks wie Tramm-Göthen verbinden eine umweltfreundliche Energieerzeugung mit dem Schutz natürlicher Lebensräume. Das Asphaltieren von Flächen ist unnötig. Lärm wird vermieden. Nach der Erfahrung von Belectric können Solarparks die Biodiversität fördern:
- Wildkräuter, Insekten und Vögel entwickeln sich ungestört
- Pflanzen können ausblühen und aussamen
- Tiere können ihren Nachwuchs aufziehen
- Gefährdete Arten finden einen Rückzugsraum
- Blühflächen stärken die Honigbienenpopulation
Warum aber ein norddeutscher Standort? Für diesen Part ist Investor Luxcara verantwortlich. „Wir bauen unsere Solarparks ohne die Inanspruchnahme von Subventionen. Die Zeiten, in denen dies ausschließlich in Südeuropa wirtschaftlich sinnvoll war, sind vorbei“, sagt Lorenz Hahn von Luxcara. Wachsende Effizienz und sinkende Preise der Solarmodule führen dazu, dass auch Parks in Mittel- und Nordeuropa wirtschaftlich zu betreiben sind.
So ist es auch bei Tramm-Göthen. Ein zusätzlicher Pluspunkt des Projekts ist seine Dimension. „Ein großer Park lässt sich kostengünstiger planen und bauen als mehrere kleine“, so Hahn.
„Die Zeiten, in denen man Solarparks ohne subventionierte Einspeisetarife ausschließlich in Südeuropa baute, sind vorbei."
Lorenz Hahn, Luxcara
Zusätzliche Solarparks wie Tramm-Göthen beschleunigen die Energiewende und tragen damit zum Klimaschutz bei. Aus Sicht von Vermarktungspartner RWE Supply & Trading können Automobilunternehmen einen wichtigen Beitrag leisten. „Neue, subventionsfreie Ökostrom-Projekte entstehen nur, wenn der Absatz gesichert ist. Verlässliche Abnehmer wie Volkswagen sind daher entscheidend“, sagt Ralph Neuber von RWE.
"Neue, subventionsfreie Ökostrom-Projekte entstehen nur, wenn der Absatz gesichert ist. Verlässliche Abnehmer wie Volkswagen sind entscheidend."
Der Strom aus Mecklenburg fließt zwar nicht direkt in die Elektroautos von Volkswagen – er fördert jedoch ein größeres Angebot an grünem Strom im Netz, sodass sich die Klimabilanz von E-Fahrzeugen weiter verbessert. Als erster Automobilhersteller unterstützt Volkswagen den Ausbau erneuerbarer Energien im industriellen Maßstab. Bis 2025 treibt das Unternehmen mit rund 40 Millionen Euro den Ausbau europäischer Wind- und Solarparks voran.
Neben dem Projekt Tramm-Göthen gehört ein Windpark von dem Energieversorger wpd im nordschwedischen Skellefteå zu den ersten Anlagen. Bis 2025 folgen rund 20 weitere Projekte. Insgesamt sollen die Anlagen rund 7 Terawattstunden zusätzlichen Ökostrom erzeugen. In Verbindung mit der bilanziell CO2-neutralen Herstellung seiner ID. Modelle geht Volkswagen damit einen weiteren großen Schritt Richtung bilanziell CO2-neutraler E-Mobilität über den gesamten Lebenszyklus. Innerhalb des Unternehmens liegt die zentrale Verantwortung für die Umsetzung der Ökostrom-Projekte bei der VW Kraftwerk GmbH.
Auch technologisch spielen Automobilunternehmen eine wichtige Rolle für die Energiewende. Denn: Die Batterien von E-Fahrzeugen werden künftig zu einem wichtigen Speicher für Strom, der entweder zum Fahren genutzt oder bei hoher Nachfrage wieder ins Netz abgegeben werden kann. „Damit steht ein riesiges Speichervolumen zur Verfügung, das die Flexibilität erhöht und den Strombedarf stabilisiert“, sagt Neuber. Bei Volkswagen steht diese Technologie – das bidirektionale Laden – vor der Markteinführung.