Im Moment nicht, nein. Du kannst nicht die Augen davor verschließen, was vor sich geht. Aber mit der Zeit werden wir hoffentlich die Welt soweit verändert haben, dass das kein Thema mehr ist. Dann können wir einfach unser Leben leben und so sein, wie wir wollen. Für mich jedenfalls ist das gar nicht so schwer. Ich mag es, anders zu sein. Ich bin sehr offen und mit meinem Äußeren falle ich sowieso auf. Bei der Weltmeisterschaft in Holland hatte ich meine Haare im Leopardenmuster gefärbt. Das war ein viel größeres Gesprächsthema als meine Hautfarbe.
„Ich mag es, anders zu sein“
Shanice van de Sanden vom VfL Wolfsburg ist nicht nur eine sehr erfolgreiche Fußballerin, sondern auch für viele junge Mädchen ein Vorbild außerhalb des Platzes. Ein Interview über Homosexualität im Profifußball, Ratschläge an junge Mädchen – und deren Eltern.
Weiblich, schwarz, lesbisch – bei dir kommt einiges zusammen, was Diversität betrifft. Wünschst du dir manchmal, du könntest einfach nur Fußball spielen und die Politik beiseitelassen? Geht das überhaupt?
Ist es wichtig für Spielerinnen wie dich, eure Stimme zu erheben?
Glaubst du, dass dein Erfolg andere inspirieren kann?
Bevor du etwas für andere bewirken kannst, musst du erst mal herausfinden, wer du bist und mit dir selbst im Reinen sein. Ich höre viel von jungen Mädchen, die mir sagen: „Es ist so cool, wie selbstbewusst du bist. Du änderst dich nicht wegen der Leute, du bist einfach du selbst.“ Das finde ich wunderbar. Aber das Leben ist nicht immer einfach. So sage ich das auch den jungen Mädchen, wenn ich mit ihnen ins Gespräch komme. Manchmal bist du froh und manchmal traurig. Wenn du traurig bist, kommt es darauf an, auf deine Gefühle zu achten und deine Traurigkeit mit anderen zu teilen, ebenso wie deine Freude. Friss deine Gefühle bloß nicht in dich hinein. Das macht dich nicht zu einem besseren Menschen. Es macht dich nur noch trauriger.
Bist du jemals diskriminiert worden, weil du lesbisch bist?
Nein, nie! Im Frauenfußball ist es auch nicht so, dass abwertende persönliche Dinge aus dem Publikum gerufen werden, so wie im Männerfußball. Ich hatte allerdings Gespräche mit Leuten, die automatisch annehmen, dass alle Spielerinnen im Frauenfußball lesbisch sind. Wenn ich denen sage, dass das nicht der Fall ist, kommen sie ins Grübeln – das ist schon mal ein Anfang. Die einzige negative Erfahrung, die ich jemals gemacht habe, war, als die Eltern einer Ex-Partnerin uns nicht akzeptiert haben. Das war hart. Es kommt wahrscheinlich oft vor, dass die Eltern oder Verwandten es nicht akzeptieren, wenn ihre Kinder sich in jemanden des gleichen Geschlechts verlieben. Das ist schrecklich.