„GTX hat das Potenzial, für sportliche E-Mobilität zu stehen“

Warum halten Sie Marken für so wichtig – müssten gute Produkte nicht allein überzeugen?
Starke Produkte sind die Grundlage für unternehmerischen Erfolg. Dennoch erfüllen Marken wichtige eigenständige Funktionen: Marken geben Verbrauchern Orientierung. Sie helfen, aus einem breiten Angebot das geeignetste Produkt auszusuchen. Das wird immer wichtiger, weil es auf vielen Märkten immer mehr Anbieter gibt. Marken sorgen für Wiedererkennbarkeit, Stabilität und Vertrauen. Das sind Eigenschaften, die wir auch bei Menschen schätzen. Marken ermöglichen, dass wir zu guten Produkten eine emotionale Beziehung aufbauen.

Mit dem ID.4 GTX führt Volkswagen eine neue Produktmarke für Performance-orientierte E-Mobilität ein. Eine sinnvolle Entscheidung?
Ja, es macht Sinn, ein Symbol für den sportlichen Charakter eines Autos zu schaffen. Beim Golf hat das mit den Sport-Modellen GTI, GTD und GTE hervorragend funktioniert. Gerade in einer volatilen Welt wollen Kundinnen und Kunden einschätzen können, was sie bekommen. Je hochpreisiger ein Produkt, desto stärker ist dieser Wunsch. Dem sollten Unternehmen Rechnung tragen – mit ihren Dachmarken und mit Produktlinien wie GTX.

GTI steht seit 45 Jahren für leistungsstarke Benzinmotoren. Ist es klug, sich darauf zu berufen, oder müsste eine Marke für das Elektro-Zeitalter nicht ganz anders heißen?
Hersteller wie Volkswagen befinden sich im harten Wettbewerb mit neuen Konkurrenten. Eines aber fehlt den neuen Playern: eine Vergangenheit, die Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der Fahrzeuge schafft. Deutsche Autos stehen weltweit für Qualität und Zuverlässigkeit. Dieser Ruf hat Verfehlungen und Skandale überstanden. Es ist deshalb der richtige Schachzug, sich auf die Tradition zu beziehen. Der Begriff GTX dürfte vor allem bei den Kindern eingefleischter GTI-Fans gut ankommen. Sehr junge Autofahrer können vermutlich weniger damit anfangen.

Was sollten GTX-Modelle bieten, damit der Aufbau der Marke gelingt?
Ein Auto wie der ID.4 GTX muss ein Lebensgefühl vermitteln – dazu gehören Spaß, Zugehörigkeit, Sportlichkeit. Die reinen Produkteigenschaften können das nicht leisten. Ich würde zusätzliche Service-Leistungen rund um das Fahrzeug empfehlen. Besondere Mobilitätsangebote kommen dafür ebenso infrage wie exklusive Events. GTX-Fahrer werden so zur eingeschworenen Community – ähnlich wie beim GTI.

Welche Rolle spielen digitale Eigenschaften für die Wahrnehmung einer neuen Marke?
Digitale Features sind entscheidend, um Nähe zu Kundinnen und Kunden aufzubauen.Traditionelle Hersteller wie Volkswagen haben dabei oft Nachholbedarf: Ich sitze in den Autos, ich fasse sie an – trotzdem habe ich selten das Gefühl, im Kontakt mit der Marke zu sein. Oft liegt das daran, dass mich das Fahrzeug zwar auf einen Fehler hinweist, was grundsätzlich gut ist. Was ich mir im stressigen Alltag aber wirklich wünsche, ist ein Lösungsvorschlag, dem ich nur noch zustimmen muss. Eine erfolgreiche Marke löst Probleme, bevor sie ausgesprochen werden.

Zum Schluss bitte eine Prognose: Wo steht die Marke GTX in zehn Jahren?
Meine Glaskugel habe ich leider nicht dabei (lacht). Ich denke aber: GTX hat das Potenzial, für sportliche E-Mobilität zu stehen – als Symbol einer neuen Performance-Produktlinie im E-Zeitalter. Man darf nicht vergessen: Auch bei klimafreundlichen Elektro-Fahrzeugen geht es nicht nur um Vernunft. Fahrspaß und Beschleunigung bleiben zentrale Argumente bei der Wahl des Autos.