Eigentlich bedarf Prof. Dr. Carl Horst Hahn keiner gesonderten Vorstellung. Wer „Volkswagen“ sagt und dabei an die Geschichte des Konzerns denkt, hat neben Vorstandsvorsitzenden wie Heinrich Nordhoff, Rudolf Leiding und Ferdinand Piëch sofort auch Carl H. Hahn im Sinn. Hahns Name ist untrennbar mit der Internationalisierung des Volkswagen Konzerns verbunden. Für sein Lebenswerk zeichnete jetzt der Weltverband Fédération Internationale des Véhicules Anciens (FIVA) Carl H. Hahn für sein Lebenswerk aus: mit dem FIVA Heritage Hall of Fame Award.
FIVA-Award: Carl Horst Hahn für Lebenswerk ausgezeichnet
Mit der Aufnahme in die FIVA Heritage Hall of Fame erfährt der ehemalige Volkswagen Vorstandsvorsitzende und Internationalisierer Prof. Dr. Carl Horst Hahn höchste Ehrungen für sein Lebenswerk.
Wer „Volkswagen“ sagt, denkt automatisch auch an Carl H. Hahn
Auf den Volkswagen Vorstandsvorsitzenden der Jahre 1982 bis 1993 gehen sowohl das längst unverzichtbare China-Engagement des Konzerns als auch die Handelsbeziehungen zur damaligen DDR und der Erwerb der Marken SEAT und ŠKODA sowie der Erhalt der Marke Audi zurück. Der gebürtige Chemnitzer Hahn war es auch, der sofort nach dem Fall des Eisernen Vorhangs den Automobilbau in Sachsen für Volkswagen realisierte. . Zudem verdanken Volkswagen Fans in aller Welt „CHH“, wie er in Kurzform genannt wird, einige epochale Volkswagen Modelle, die heute längst Klassiker und Sammlerstücke sind. Vom Käfer bis zum Corrado.
Grund genug also für Volkswagen, Hahn wenige Tage vor der FIVA-Preisverleihung in der AUTOSTADT in Wolfsburg mit einigen der wichtigsten Fahrzeuge aus seiner Wirkungszeit noch einmal zusammenzubringen.
Doch der Reihe nach. Seine Karriere mit bemerkenswerten Stationen wurde Carl H. Hahn quasi in die Wiege gelegt: Vater Carl Hahn senior war 1932 Mitbegründer der Auto Union AG und Vorstandsmitglied der Marke DKW. Präsent sind dem heute 95-jährigen Hahn Ausfahrten im elterlichen Horch 930 V Cabriolet. Ein baugleiches Fahrzeug besitzt das ZeitHaus der Wolfsburger AUTOSTADT, in dessen Depot und Studio das Wiedersehen stattfindet. „Ein wunderbarer Wagen zum langsamen Offen-Fahren bei sommerlichen Temperaturen.“
Seit 1954 übernahm Carl H. Hahn Schlüsselpositionen bei Volkswagen
1954 wurde Carl H. Hahn in Wolfsburg Assistent von Volkswagen Generaldirektor Heinrich Nordhoff, zwischen 1959 und 1964 forcierte Hahn als Chef von Volkswagen of America den Siegeszug von Käfer und Transporter in den USA – begleitet von einer bis heute legendären Anzeigenkampagne der Agentur Doyle Dane Bernbach (DDB). „1960 führten wir auf meine Initiative hin die Benzinuhr im Käfer ein“, deutet Hahn auf das in Chrom eingefasste Instrument im 1961er Export, auf dessen Beifahrersitz er Platz genommen hat. „Der bisherige Benzinhahn war in den damals bereits sehr sicherheitsbewussten USA eine falsche Sparsamkeit. Noch dazu für ein Fahrzeug, das sich auf dem Weg in die Herzen der Amerikaner befand, sogar Teil der Familie geworden war.“
Die hohe Abhängigkeit vom US-Export des Käfers barg jedoch auch Risiken, die Hahn nach seiner Rückkehr aus den USA 1964 als frisch ernanntes Vorstandsmitglied durchaus erkannte. „Wir, auch Nordhoff, wussten ganz genau: Wenn der Käfer einen Herzinfarkt erlitten hätte, wären wir verloren gewesen.“ Unter Nordhoff-Nachfolger Kurt Lotz gediehen die Pläne für einen Käfer-Nachfolger, unter anderem in Form des EA 266 mit Unterflur-Mittelmotor. Unter Rudolf Leiding kam der von Giorgetto Giugiaro karossierte Golf. „Mit ihm verhalfen wir nicht nur dem quer eingebauten Frontmotor mit Frontantrieb zum Durchbruch weltweit, sondern schufen gleichzeitig eine völlig eigenständige Klasse: die ‚Golf-Klasse‘!“
Der Golf brachte den „Turnaround“
1973 schied Hahn nach Strategiedifferenzen aus der Volkswagen AG zunächst aus, um bis 1982 als Vorstandsvorsitzender die Continental Gummi-Werke AG in Hannover zu führen. Den „Puls“ nach Wolfsburg hatte er jedoch nie verloren, sodass er 1982 als Nachfolger des krankheitsbedingt ausgeschiedenen Toni Schmücker das Amt des Vorstandsvorsitzenden von Volkswagen übernahm. Hahn betrat Neuland durch ein aufsehenerregendes Joint Venture mit China, wo die Fertigung des damals neuen Modells Santana aufgenommen wurde. „Noch heute nennt man dieses Modell in China ‚The Spirit of Motoring‘“, betont Hahn. Der Santana machte China ähnlich „auto-mobil“ wie der Käfer einst Europa.
Nachdem die DDR bereits 1977 im Rahmen eines Kompensationsgeschäfts 10.000 Golf gegen Werkzeugmaschinen erhalten hatte, baute Hahn die Beziehungen zwischen den damaligen beiden deutschen Staaten weiter aus. Beim Golf II forcierte der sportbegeisterte Volkswagen Chef besonders den 16V sowie den legendären G60. Auch das Sportcoupé Corrado von 1988 erhielt den mechanischen G-Lader, 1991 den VR6-Motor. Letzterer gelangte schließlich sogar in den 1991 eingeführten Golf III. „Den Sechszylinder hätte ich ursprünglich schon gern im Golf II gehabt“, verrät Hahn während des Wiedersehens mit den Autos seines Lebens.
16V, G-Lader und Corrado entstanden unter Hahn
Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt des Vorstandsvorsitzenden Ende 1992 wechselte Carl H. Hahn in den Aufsichtsrat der Volkswagen AG, dem er bis Juni 1997 angehörte. Bis heute fährt er täglich in sein Büro im Herzen Wolfsburgs, das sich im Gebäude des von ihm initiierten Kunstmuseums Wolfsburg befindet. Er gehörte mehreren Boards internationaler Unternehmen an, ist Ehrenvorsitzender der Konzernmarken Audi, SEAT und ŠKODA.
Worauf ist er besonders stolz? „Auf alles, was Sie in den vergangenen Stunden gehört haben.“ Spricht’s und fährt davon im nagelneuen ID.3. Nicht ohne ein Schlusswort: „Das elektrische Fahren ist schlicht bahnbrechend.
Dem ist nichts hinzuzufügen. Nur der FIVA Heritage Hall of Fame Award. Congratulations, „Mr. Volkswagen“ Carl H. Hahn!