Mit E-Mobilität wird oft die Angst vor Arbeitsplatzverlusten verbunden. Sie sagen: Die Transformation lässt sich sozialverträglich bewältigen. Was bringt Sie zu dieser Einschätzung?
Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für den Volkswagen Nachhaltigkeitsbeirat zeigt, dass die Beschäftigungsverluste im Unternehmen quantitativ beherrschbar sind. In vielen Bereichen bewegen sie sich im Rahmen des normalen Produktivitätsfortschritts. Damit ist allerdings noch nicht viel über die qualitativen Effekte gesagt: Für die Zeit des digitalisierten Elektroautos brauchen die Menschen andere Qualifikationen als heute. Wir erleben keinen Beschäftigungsabbau, aber einen Beschäftigungsumbau. In einer weiteren Studie werden wir untersuchen, wie Erwerbstätige die notwendigen Fähigkeiten für die Arbeit im Jahr 2030 aufbauen können.
Was genau wollen Sie herausfinden?
Die Forscher werden Interviews mit vielen Beschäftigten und Vorgesetzten führen. Sie wollen wissen, welche Qualifizierungsinstrumente es braucht, um die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf die neuen Anforderungen vorzubereiten. Am Standort Braunschweig haben wir gesehen, wie so etwas gelingen kann: Dort hat Volkswagen Beschäftigte der Kunststofffertigung für die E-Mobilität geschult – jeweils nach ihren individuellen Kenntnissen und Zielen. Fast 300 frühere Mitarbeiter der Kunststofffertigung arbeiten heute in der Produktion von Batteriesystemen für Elektroautos.
Lässt sich das Modell auf die Gesamtwirtschaft übertragen?
Die Transformation findet in der gesamten Automobilbranche statt. Ich rechne deshalb damit, dass viele Hersteller und größere Zulieferer von der neuen Studie bei Volkswagen lernen können. Natürlich gibt es auch Besonderheiten wie die starke Sozialpartnerschaft. Aber die Herausforderungen sind vergleichbar. Unternehmen, Beschäftigte und Staat sind gefragt, sich dem zu stellen. Meine Erfahrung als früherer Gewerkschaftsvorsitzender: Arbeit verändert sich immer. Es kommt darauf an, den Wandel menschlich zu gestalten.