Es ist das Urmeter aller offenen Kompakten: das Golf I Cabriolet. Präsentiert wird der Nachfolger des nahezu 332.000 Mal gebauten Käfer Cabriolets am 27. Februar 1979 auf dem Genfer Automobilsalon. Schon im Juni desselben Jahres läuft die Produktion des künftigen Bestsellers an – anfangs noch parallel zum Käfer Cabriolet, von dem am 10. Januar 1980 das letzte Exemplar in Osnabrück bei Karmann gefertigt wird. Zu diesem Zeitpunkt steht endlich fest, dass Volkswagen und Karmann mit dem neuen Golf Cabriolet – dem ersten Auto dieser Klasse, das einen fest installierten Überrollbügel hat – einen neuen Hit an den Start gebracht haben. Ja, es führt sogar weltweit zu einer Renaissance der Cabrios. Dass dem so sein würde, war bei der Markteinführung des neuen Cabriolets keineswegs klar. Denn als die Nachricht vom baldigen Ende des Käfer Cabriolets die Runde machte, zogen die Bestellungen noch einmal massiv an. Rückblende:
Golf I Cabriolet – Start eines Welterfolges
Anton Konrad, damals Leiter der Volkswagen Motorpresse, erinnert sich: „Die Käfer-Gemeinde versammelte sich sogar zu einem Trauertreffen in Wolfsburg". Als Konrad davon erfuhr, schickte er den Demonstranten einen Würstchenstand statt des Werkschutzes und lud den Sprecher der Käfer-Freunde zu einer Probefahrt im Golf Cabriolet ein. Anton Konrad: „Der staunte, wie weit es dem geliebten Käfer technisch voraus war." In der Tat: Das neue Golf Cabriolet besaß eine aufwendige und doch unkomplizierte Dachkonstruktion, ein mit fünf Lagen Stoff gefüttertes Softtop, vier vollwertige Sitzplätze, einen sparsamen und doch agilen Antrieb und ein grandioses Fahrwerk. Der Rest ist Geschichte: Mit 388.522 gebauten Exemplaren überholte die erste Generation nicht nur das Käfer Cabriolet, sondern avancierte zum erfolgreichsten Cabriolet seiner Zeit.
Golf I Cabriolet – zweite Serie
Dass sich ein und dieselbe Generation eines Automobils ohne tiefgreifende optische Modifikationen über mehr als ein Dutzend Jahre bestens verkauft, ist mehr als ungewöhnlich. Es funktioniert nur, wenn das Grunddesign und die technische Basis nahezu zeitlos ausgelegt wurden. Beim Golf I Cabriolet war dies (wie schon beim Käfer Cabriolet) der Fall. Da das Golf Cabriolet derart beliebt war, verzichtete Volkswagen darauf, auf der Basis des 1983 eingeführten Golf der zweiten Generation auch ein neues Cabriolet zu entwickeln. Stattdessen erhielt das Golf I Cabriolet im selben Jahr eine Modellpflege. Beim Golf Cabriolet muss ab 1983 (Modelljahr 1984) deshalb richtigerweise vom Golf I Cabrio der zweiten Serie gesprochen werden.
Auch in den nächsten Jahren optimierte Volkswagen das Golf Cabriolet kontinuierlich weiter. 1987 etwa wurden die Radläufe und Seitenschweller voluminöser und der Wagen damit optisch dynamischer; und ab 1990 war das Cabriolet erstmals mit einem elektrohydraulischen Verdeck erhältlich. Diverse Sondermodelle wie die heute sehr gesuchten Varianten „Etienne Aigner", „Acapulco", „Genesis" oder die edle „Classicline" hielten die Baureihe ebenfalls aktuell. 1992 zog auch in das Golf Cabriolet auf Wunsch der Fahrer-Airbag ein und komplettierte damit das Sicherheitssystem. Schon seit 1985 wurde das Golf Cabriolet zudem mit Katalysator angeboten. Die stärkste Version mit Dreiwege-Katalysator leistete ab 1989 saubere 98 PS; der 1.8i war die letzte neue Motorversion dieser Baureihe, die im April 1993 auslief.
Golf III Cabriolet – Revolution in Sachen Sicherheit
Das Debüt des Golf III Cabriolets markierte 1993 eine Zeitenwende im Bereich der Sicherheit. Erstens konnten die Crash-Eigenschaften signifikant verbessert werden. Zweitens hielten nun im großen Stil neue technische Entwicklungen Einzug. Dazu zählten die Frontairbags, das Antiblockiersystem (ABS) und der Seitenaufprallschutz. Und natürlich setzte auch das neue Modell auf einen massiven Überrollbügel zwischen den B-Säulen. Über die Sicherheit hinaus bot die neueste Entwicklungsstufe dieses Bügels ganz handfeste Vorteile: Die exaktere Führung der Seitenscheiben erlaubte die Reduzierung der Innengeräusche, das geschlossene Dach konnte sich besser abstützen, und das rolloartige Windschott erhielt einen perfekten oberen Befestigungspunkt. Das Öffnen und Schließen des Daches geschah jetzt auf Wunsch elektrohydraulisch und dauerte dann keine 20 Sekunden. Selbst eine Ampel-Rotphase reichte so, um die Sonne einzufangen. Wie das Golf I Cabriolet entwickelte sich auch der Nachfolger auf Basis der dritten Golf-Generation schnell zum Bestseller: Zwei Jahre nach dem Produktionsanlauf waren bereits mehr als 70.000 Exemplare verkauft.
Golf IV Cabriolet – Fortsetzung eines Welterfolges
Als 1997 die vierte Golf-Generation debütierte, wurden die Antriebstechnologien und das Design der Frontpartie für das Golf III Cabriolet adaptiert, dessen neueste Version nun offiziell zum Golf IV Cabriolet gereift war. Und dieses Cabrio setzte bis zum letzten Tag Maßstäbe in einer Disziplin, die bis dato für diese Spezies eher eine Nebensache zu sein schien: im Verbrauch. Mit 5,2 Litern Diesel auf 100 Kilometern avancierte das Golf TDI Cabriolet zu einem der sparsamsten offenen Autos der Welt. 2001 endete vorerst die Geschichte des Golf Cabriolets, die 1979 begann. Während dieser Zeit entstanden 684.226 Exemplare. Zwischen 1996 und Anfang 2002 wurde das Golf Cabriolet übrigens parallel – für den nordamerikanischen Markt – im mexikanischen Volkswagen Werk Puebla gebaut. Dort entstanden 83.628 offene Golf, von denen 765 nach Deutschland exportiert wurden. 684.226 Golf Cabriolet für praktisch alle Kontinente dieser Erde. Ein Rekord für die Ewigkeit? Nein! Seit 2011 wird in den ehemaligen Karmann Werken das neue Golf VI Cabriolet gefertigt. Und nun eben auch – erstmals in der Geschichte des Golf Cabriolets – als GTI!
Hinweise:
TDI, TSI, DSG und Twincharger sind eingetragene Markenzeichen der Volkswagen AG oder anderer Unternehmen der Volkswagen Gruppe in Deutschland und weiteren Ländern.
Ausstattungsangaben und technische Daten gelten für das in Deutschland angebotene Modellprogramm. Für andere Länder können sich Abweichungen ergeben.